1 Nach Shkoder
Albanien, Shqiperia, Land unter der Flagge des zweiköpfigen Adlers auf roten Grund – der rote Grund seit 1912, zum Zeichen der blutigen Geschichte des Landes. Hier endet Europa mal kurz komplett – bevor es in Griechenland wieder ganz selbstverständlich ist. Albanien: das letzte Stück unbehauener Wildnis in unserem so zahmen Europa. Ganz ohne Erwartungen kommt man nicht in dieses Land – und das Vorgefühl ist Spannung, Erwartung, Neugier und ein kleines bisschen Pionier-Gehabe.
Entsprechend ist der Auftritt des Landes schon bühnenreif. Die Straßen sind leer, aber ein erstes Pferdefuhrwerk kommt mir entgegen: Das Pferd zieht einen einachsigen Hänger – ein sehr schlichter Karren der Pferdemist geladen hat – die beiden Fahrer haben ein wenig Stroh auf den Mist gepackt und sitzen nun offensichtlich weich und warm. Ein lachender Gruss vom Karren zu mir und sie sind um die nächste Kurve… dann aber lichthupender Gegenverkehr und eine straßenfüllende Zusammenrottung von brummenden Karossen: Im Straßengraben – aber so richtig Graben – mit Matsch und Böschung und Acker liegt rauchend ein imposanter Renault auf dem Rücken. Der hat sich da vor nicht mehr als längstens 10 Minuten in den Schlamm gebohrt und schon steht hier die Männerriege und bemüht sich den Wagen wieder auf die Räder zu hieven. Schmatzend löst sich das Dach aus dem Schlick, die Seitenfenster splittern, wie ein Platzregen fällt die Frontscheibe auf den Fahrersitz als der Wagen erst auf der Seite zu liegen kommt und dann ächzend auf die eigenen Räder fällt – Dach eingedrückt, der Wagen verbeult, aber offenbar ist niemandem was passiert. Was einen wundert.
Ich bin noch keine 5 Minuten in Albanien.
Von der Grenze sind es noch 15km in die Stadt, der Verkehr nimmt zu und schmucklose 2-geschossige Zweckbauten gestrichen in den Sonderangebotsfarben des örtlichen Farbdantlers, …. Entsprechend bunt: sobald die Farbe ausgeht hört man auf zu streichen oder malt mit der nächsten weiter, die Supermarktketten – Konsum etc., die in Kroatien und Montennegro straßenbild-bestimmend waren, haben hier ausgedient. In kleinen Lädchen wird hier eine überschaubarere Produktpalette verkauft. Klamotten liegen auf Plastikfolien am Straßenrand oder über dem nächsten Zaun gehängt, Gartenbaugeräte, Schläuche, Gießkannen, Eimer, Zwiebelberge, Orangen, … die ersten Eindrücke sind immer spannend, wenn man gerade in ein neues Land hineinfährt: was ist anders? Ist es, wie man es sich vorgestellt hat? Meine ersten Eindrücke: Der erste Eselkarren und es ist überraschend flach: Schwemmland mit Agrarflächen. Ärmer als erwartet. Die Autos überraschend protzig. Mercedes, BMW, Porsche – schwarze Limousinen oder SUVs, das kontrastiert schon mit dem Rest des Straßenbildes. Auf dem kurzen Weg nach Shkoder komme ich an absurden hypermodern-trump-goldenen Hotelbauten vorbei, die Straße folgt nun einem Fluss, der in einem breiten Kiesbett mit beachtlicher Strömung aus dem Shkoder-Lake nach Süd-Westen abfließt. Eine erste Brücke führt auf die Stadtseite und auf einem massiven Hügel thront die Burg. Dem Fluss folgend fahre ich an einem Armenviertel vorbei, Verschläge mit Wellblech, die Klamotten wehen an einem rostigen Maschendrahtzaun, der Müll türmt sich in jedem zugigen Winkel, braungebrannte Kinder hängen rotzend in den Gassen rum. Dann führt die zweite Brücke auch mich auf die reichere Seite der Stadt und ich werde eingefangen vom albanischen Verkehr, dessen Gesetzmäßigkeiten dem von Fließgewässern entspricht, …. Da wo der Verkehr hinfließen kann, fließt er eben hin: unaufgeregt vor sich hin hupend, anarchisch jeder mitteleuropäischen Vorfahrtsregel trotzend, aber das Rot der Ampel gilt, immerhin. Ich muss gestehen, dass das meiner Vorstellung vom Radfahren in München durchaus gleichkommt; da denke ich ja auch, dass man als Radfahrer, ausgestattet mit den Sonderrechten des Umweltbewussten, sich um die Straßenverkehrsordnung nicht zu scheren braucht. Wenn das allerdings alle machen, bedarf es etwas mehr Vorsicht und eigener Zurückhaltung. Hier bremst vor allem mal der Schwächere.
Für meine Ankunft in Shkoder habe ich mir die billigste Unterkunft gebucht, die ich auf booking.com finden konnte: 8€ die Nacht mit Frühstück, das fand ich schon verführerisch und die Adresse liegt zentral, die Beschreibung verspricht eine nahe Fußgängerzone. Und das Hostel erweist sich als wegweisend für den Fortgang der Albanienrundfahrt. Alma, eine liebenswerte ältere Dame die das Hostel seit Jahren unterhält, ist das Gravitationszentrum der albanischen Hostel-Szene und kennt die meisten der Besitzer persönlich und versucht ein Netzwerk jenseits von booking.com und ähnlichen Plattformen zu etablieren. So telefoniert sie ihr Netzwerk durch und eine halbe Stunde später habe ich die Adressen und Telefonnummern der Hostels in Tirana, Elbasan, Berat, Girokaster und Sarande – und vor allem die Sicherheit, dass die Läden offen haben und ich nicht müde, verschwitzt und hungrig vor verschlossenen Türen stehe, nachdem ich sie endlich gefunden habe – das ist nämlich auch nicht so ganz trivial.
Das Hostel ist nebenbei noch Hundeauffangstation und Gedenkstätte für den verstorbenen Mann, der lange Zeit wohl die eigentliche treibende Kraft hinter der Hostelbwegen, erst in Italien, dann in Albanien war. Hier treffe ich ein paar Reisende und die zwei Nächte die ich hier bleibe sind angenehm und entspannt. Ein bisschen Akklimatisierung, und das ist auch nötig. Ich besuche die Burg von Shkoder und versuche in der Stadt die Schönheit in all dem schreiend Hässlichen zu finden. Abgeranzte Wohnblöcke, schmucklose Zweckbauten, Halbfertiges und komplett Verfallenes, notdürftig Zusammengeflicktes durchsetzt mit Baustellen – aber wenn man sucht findet man: Buntes, Zusammengewürfeltes, Rauhes, … und dann ist eine Leine mit bunten Wäscheklammern vor smoggrauem Rohputz und blinden Fenstern eben schon „schön“. Ich hab eine Serie fotografiert und wer will darf sich die Fotos gerne ansehen. Shkoder hat auch eine Burg – die kann man besichtigen und blickt von da aus auf den Shkoder-See, die Bäume die im Uferbereich in den See hineinwachsen, den Fluss, der aus dem See heraus fließt, die zusammengewürfelten Häuser und die dahinter liegenden Berge.
2 Shkoder nach Tirana
Von Shkoder nach Tirana sind es über 100km, die aber sind flach und die App und diverse Reiseberichte warnen vor vielbefahrenen Bundesstraßen – sonst gibt es nur noch die Autobahn – ich wähle deshalb einen Weg, der an den Ausläufern von Hügeln entlang verläuft, den vielbefahrenen Teil der SH1 umgehe ich so auf kleinen Nebenstraßen. So verlasse ich die Stadt und zwischen den Häusern werden die Ackerflächen größer, die Traktoren häufiger, die Schlaglöcher tiefer und der Straßengraben dreckiger.
Darf ich kotzen? Mal kurz so in großem Stil?
Albanien kam daher mit dem Verspechen vogelwild zu sein und spannend und Natur und Menschen: ungewöhnlich und aufregend und ein echter Bruch zu dem Gewohnten und das alles vor der Kulisse großartiger Natur. So ist es aber nicht. Also Bruch schon, aber halt nicht besonders toll. Sondern so richtig Scheiße. In so wirklich vielem. Und vor allem in Sachen Umweltverschmutzung, Verschandelung, Zumüllung …Und weil ich mir nicht den Vorwurf machen lassen mag, nur blöde Stereotypen zu verbreiten zügle ich mich politisch korrekt: Ich empfinde ich hier einige Aspekte als für mich nicht leicht annehmbar.
zB finde ich sehr gut, wenn die Natur großartig ist, unberührt und so belassen wie sie halt seit Jahrhunderten ist und das Auto von mir aus dafür nicht Hochglanz: Das Gegenteil in Albanien. Die Servicelandschaft dieses Landes hat sich auf Autowäsche eingeschossen (Lavazh) - und da hier jeder seine wirtschaftlichen Erfolge in Automarken dokumentiert, gibt es eine Menge Blech, das man wienern und polieren kann. Gleichzeitig gibt es eben auch ne Menge Natur, die man nach Herzenslust zumüllen und versauen kann. Bäche, Wälder, Abhänge, Wiesen, Berge, .... alles wird zu einem Mülldepot herabgewürdigt in dem sich vom Autoreifen, Computergehäuse, Hausmüll, Matratzen, Bauschutt, Waschmaschinen, Auspuffrohre, Styropor, Windeln, Kacheln, Tierkadaver, Kleidungsstücke, Polstergarnituren und natürlich Plastikflaschen Plastikflaschen und noch 10 mal Plastikflaschen das gesamte ausrangierte Lebensumfeld Albaniens rekonstruieren ließe. Das ganze umweht ein Fahnenmeer von Plastiktüten und Tütchen, die in jedem Dornenbusch hängen wie Gebetsfahnen. Am schlimmsten sind die Bäche - kanalisierte Plörren in Betonrinnen, die Fäkalgerüche treffen einen immer wieder unvorbereitet wie Magenschwinger. Da wo die Bäche sauber sind, das Wasser kristallklar und die Steine nicht von moosig-graugelblichem Schlick überzogen sind riecht es chemisch... wenn Du da deine Hand reinsteckt, kannst Du sie skelettiert wieder rausziehen. Einen Fisch habe ich in keinem Gewässer hier gesehen. Amphibien aber muss es geben, man sieht die platten Frösche und Kröten auf der Straße. Vielleicht Selbstmord.
Und es ist durchaus richtig, dass die Städte ganz schön sein können. Tirana wird super – aber das weiß ich noch nicht. Noch weiß ich eben nur, dass ich seit Stunden durch diese Kloake radel, in einer Smogglocke. Und selbst wenn ich am Ende des Tages in einer Stadt ankomme, die überraschend nett und gastfreundlich ist, mit lustigen Bars und frischem gastronomischem Elan, verbringe ich eben den Großteil des Tages nicht in der Stadt sondern auf dem Weg dahin – und wenn der Weg gesäumt ist von endlosen Rotten und darüber der nasse Rauch brennender Abfallhaufen liegt, dann nimmt einem das ein bisschen den Spaß.
Aber jeder Tag macht mir ein Geschenk – auch dieser: In Form einer Autobahn-Auffahrt… und ich habe gehört man darf auf diesen Autobahnen tatsächlich auch Radfahren – und es wäre wirklich der kürzeste Weg raus aus den Schlaglöchern und weg von den elenden Kanälen… und die nervige App führt mich mäandernd um diese Autobahn. Welcher Algorithmus zwingt mich auf diese blöden Umwege? Ich frag noch einen Passanten, ob das echt OK ist? Aber der winkt nur ermutigend: jaja – passt! Alles OK - fahr nur! Und so fahr ich ein bisschen ungläubig die Autobahnauffahrt hoch, beschleunige auf dem Beschleunigungsstreifen und radel mit Rückenwind und auf bestem Asphalt geradlinig Richtung Hauptstadt. Wie geil – der Seitenstreifen ist breiter als die meisten Straßen, die ich mir mit den schneidigen Motoristen teilen durfte. Die Sorge etwas schwerwiegend Verkehrswidriges zu tun schwindet, als mir ein Radelfahrer auf meinem (!) Seitenstreifen entgegen kommt. Entgegen! Später treffe ich noch Fußgänger und die Polizei, die mich immer mal wieder überholt nimmt keine Notiz…
Tirana ist super: Großstadt, Cafes, Metropolitan Traffic – schnaufende Busse, Taxen, Boulevards, … nach dem Elend der Dörfer, hat das vertraute Städtischen etwas Beruhigendes. Die Cappuchinos kommen aus anständigen Maschinen und nicht aus einem 3 in 1 Nescafe Tütchen… dünnes Süppchen aus Zuckermilchpulverinstantkaffe. Im Stadtzentrum mischt sich Sovjet-Anmutung mit modernen Hochhaus Ambitionen. Helden-Denkmal des Arbeiters, Heldendenkmal irgendeines proletarischen Befreiers, Halle des Volkes, kubische Zwecksarchitektur in Übergröße. In einem Skytower dreht sich der Gastrobereich, die die Sonne geht unter, die Lichter gehen an – Farbspektakel! - auch hinter dem Bergen des Hinterlands dem grandiosen Wolkenhimmel geschuldet.
3 Tirana nach Elbasan
Heute mache ich es besser – raus aus dem Flachland – rein in die Berge; ich nehm´ ein paar Steigungen mehr in Kauf und es geht über einen kleinen Pass, dafür keine Hauptstraße… und auf ein paar Hundert Meter gibt es halt keinen Asphalt, was solls – und manchmal ist es richtig steil. Aber das hatte ich jetzt auch schon öfter. So hab ich mir das gedacht. Es gäbe sogar eine Autobahn – aber die hat einen 10km Tunnel und der ist nun tatsächlich verboten, … ich hatte schon geliebäugelt!
Das Bild ist zunächst nicht anders, Vermüllungsgrad-mässig, aber die Straße windet sich langsam und weil die Autobahn wegen Renovierung gesperrt ist, quält sich der Verkehr mit mir den Berg hoch. Vermutlich wäre das meine Chance auf der Autobahn gewesen. Alleine!
Dann biegt unvermittelt in keines Wegelein ab und schlängelt sich in die Tiefe, ich kannte das Höhenprofil meiner Tour und war vorbereitet. Zur Sicherheit frage ich trotzdem noch zwei junge Albaner, die an dem Abzweiger abhängen, ob es tatsächlich hier runter nach Elbasan geht. „Nein!“ sagen sie und schütteln vehement den Kopf. Bestimmt nicht – die große Straße, die geht und auf der solle ich bleiben, aber die kleine, die geht nur bis… irgendeine Ortschaft. „Aber die App sagt doch…!“ will ich beharren… und so viel Verkehr auf der großen…, „Ja“, sagen die beiden Albaner, viel Verkehr, weil nach Elbasan und nicht nach …irgendeine Ortschaft. Die App „Komoot“ sagt aber ganz was anderes. Und natürlich weiß ich es besser als die Albaner. Am Ende wird sich rausstellen, dass beide irgendwie Recht hatten. Weil ich bin tatsächlich in Elbasan angekommen, aber eine Straße war das nicht. Auch kein Weg. Das war komplett unfahrbar.
Zunächst geht’s runter, tolle Serpentinen, toller Asphalt, und ich denke: Bravo alles richtig gemacht! Es geht den Gegenhang hoch, der Asphalt ist gut, - aber leider nur kurz und dann wird es nach jeder Kurve steiler, dann steiniger, dann felsig. Irgendwann geht’s gar nicht mehr und ich muss schieben. Hier kann vor mir noch nie ein Mensch Rad gefahren sein, das ist ein Parkour für Artisten auf Motorrädern. Ich schwitz vor mich hin, aber ich werde jetzt nicht umdrehen, außerdem habe ich noch Zeit und es sind nur noch 150 Höhenmeter. Die 150 Höhenmeter ziehen sich und ich tröste mich mit der Aussicht auf die phänomenale Abfahrt. Dann ist der Blick oben auch wirklich schön, die Dörfchen und verstreuten Häuser über den mager bewachsenen Hängen, blauer Himmel, höhere Gipfel am Horizont, … nur den Weg nach unten kann ich nicht finden. Alles was Weg sein könnte, endet hier oben auf dem Sattel und es führt einzig eine steile Schotterrinne auf der Südseite ins Tal. Das Top-Navigations Pogramm Komoot, das sich diesen herrlichen Weg für mich ausgedacht hat, glaubt offenbar immer noch hier einem gut befestigten Radweg zu folgen und nickt mir ermutigend zu – der Pfeil zeigt unmißverständlich in die Rinne; zudem lässt sich weiter unten sich tatsächlich etwas Weg im Gebüsch ausmachen – also nichts wie rein in den Schotter, neben dem Rad herstolpernd und mit angezogenen Bremsen lass ich mich den Hang runterrutschen. Aber wenn das hier falsch ist, komm ich den Hang auf alle Fälle nicht wieder hoch und Wasser hab ich auch keins mehr. Ist aber nicht falsch, es dauert einfach nur ewig, später rennt mir ein Köter knurrend hinterher und der Besitzer schaut irritiert, weil er einen Radfahrer hier vermutlich auch nicht so oft zu Gesicht bekommt. Quasi Marienerscheinung. Das schönste sind die ungläubigen Blicke der Männer, die mich in einem Cafe sitzend von der Terrasse aus beobachten, wie ich die letzten engen Serpentinen auf dem Schotterweg herunterwackel: „Very difficult bike“. Von oben aus konnte ich immer wieder die Autobahn in der Tiefe sehen, in all ihrer Ebenheit, dem makellosen Asphalt, der harmonisch in die Landschaft eingepflegte Streckenführung, sanftes Gefälle, stilvolles Anthrazit – doch unerreichbar und getrennt durch feindselige Vegetation. Nun aber führt ein einladender Zubringer direkt aus der Macciahölle und verspricht unbeschwertes Vorankommen. Alternativ beharrt Komoot auf einem Schlammpfad, der sich die nächsten 20 km neben dem Tirana-Elbasan Highway entlang windet. „Bestimmt nicht – leck mich am Arsch, Komoot!, für heute wars das mit uns beiden!“ denke ich mir und rausche die verbleibende Strecke Gefälle- und Rückenwind getrieben auf dem komfortablen Seitenstreifen der A3 zu meiner Zwischenstation auf dem Weg nach Berat. Polizeikolonnen überholen mich, sie sind auf dem Rückweg aus Tirana, wo derzeit Proteste und Demonstrationen gegen den Präsidenten niedergeschlagen werden müssen. Ich durchschau die albanische Innenpolitik natürlich nicht, der deutschstämmige „Hostellier“ (Klaas) aus Tirana aber meinte, dass der amtierende Präsident an sich das beste ist, was derzeit politisch verfügbar sei. Die Demonstranten werden vom Land mit Bussen in die Stadt gekarrt und bekommen eine Brotzeit und Taschengeld, plus eine Warnweste in Gelb: Die Demonstrationskleiderordnung folgt selbst hier noch dem Pariser Modediktat.
Das Hostel für diese Nacht empfängt mich in einer letzten kleinen Gasse am äußersten Stadtrand Elbasans – eine Hütte in einem ummauerten Grundstück, das ich als einziger Gast mir mit den Hühnern
und Ziegen und einem dauerschlafenden Hund teile. Ich habe das Bild der Unterkunft natürlich gesehen, dachte aber das sei bestimmt eine gelungene Abbildung des Geräteschuppens – die eigentliche
Unterkunft müsse, eh klar, etwas anderes sein. Die Mutter vertritt den Hostelbetreiber, der leider verhindert ist, deutet einladend in den fensterlosen Verschlag, in den erstaunlicherweise 4
Stockbetten hineingeschachtelt werden konnten und spricht unaufhaltsam albanisch. Die Dusche braucht bestimmt noch 2 Stunden, irgendwie verstehe ich, dass sie meinen Pass braucht und irgendwie
versteht sie, dass ich brutal genervt bin. Warum ist das so ein verdammtes Loch? Warum die Scheiß Hühner? Warum durchgelegene Matratzen in rostigen Metallstockbetten? Warum kann die Alte keinen
Scheißton Englisch? Warum ist nicht alles toll und kuschelig sondern alles so verdammt anstrengend?
Und dann sitze ich entnervt auf einem wackligen Hocker und betrachte das hirnlose Gewackel der nacktarschigen Hühner, was weiß ich was für eine Vogelpest die hier ausbrüten, und betrauere mein
unbarmherziges Schicksal. Die Alte erscheint wieder und reicht mir ein trübes Wasserglas. Einen Schluck Wasser kann ich gebrauchen, denke ich mir, aber natürlich ist das kein Wasser sondern Raki.
Schon wird mir warm und mein Herz ist milde, sie reicht mir das Telefon, ihr Sohn ist am Apparat und entschuldigt sich für die Schwierigkeiten. Und plötzlich ist mir das alles scheiß-peinlich:
Warum lass ich mir das so raushängen, dass ich irgendwie mehr Komfort erwartet hätte: Albanien ist arm, die alte Frau ist vermutlich sogar ziemlich arm – und ich zahl für die Nacht mit Frühstück
8 Euro. Da ist ein Spa mit Saunalandschaft einfach nicht drinnen. So siehts aus. Und jetzt muss erstmal ich mich entschuldigen. Ich bedanke mich für die großzügigen 0,2L Raki, die mir eine
Leichtigkeit verpassen, die einen ereilt, wenn man 0,2L Raki auf leeren Magen kippt. Die Alte schenkt nach und später geh ich in eine dieser Lebensmittel Garagen und versorge mich mit Wasser,
Crackern, Oliven und sauren Gurken, die ich esse bis das Wasser zum Duschen warm ist. Im Nachbar-Garten werden die Ziegen gemolken. Irgendwie ist es auch cool. Es gibt sogar WLAN. Sobald die
Sonne weg ist wird es frostig und mangels Möglichkeiten zu heizen bleibt nichts als sich im Schlafsack in eines der Betten zu verkriechen. Später abends rumpelt es nochmal – stockfinster ist es
in diesem eisigen Schuppen und ich war schon eingenickt in meinem sehr geschätzten Schlafsack. Es ist die Mutter, Fatima heißt sie, die mit einem Nachbarn einen fetten vorsintflutlichen
Gasheizstrahler angeschleppt hat und der bollert, wärmt mächtig und das eher unbeholfen zusammengewürfelte Interieur des Raums wird in einen warmen gemütlichen Rot-Ton gehüllt. Ist es nicht ganz
wunderbar? Und nun doch kuschelig? Am nächsten Tag geht es weiter nach Berat
4 Elbasan nach Berat
So also sieht es aus: Will man Straßen, teilt man sie sich mit allen anderen, sprich: Verkehr und Fahrstress. Will man keinen Verkehr und Fahrstress hat man keine Garantie, dass die Wege als solche existieren. Man muss also immer ein bisschen abwägen, auch während der Fahrt und idealerweise nicht stur jedem Vorschlag der App ergeben folgen. Mit zunehmender Entfernung von den Metropolen nimmt der Verkehr ab und der Weg nach Berat ist asphaltiert und auch die Bundesstraßen eher wenig befahren. Es ist bewölkt, am Horizont ziehen immer mehr schwere Wolken auf, über den Hügelketten sehe ich die ersten Regenfahnen. Einmal kurz nicht aufgepasst und schon hat mich Komoot auf einen Feldweg geleitet auf dem ich freudlos dahinholper, aber so kann ich unerwartet noch eine Besichtigung der albanischen Luftwaffe mitnehmen. Hinter löchrigen Absperrungen liegt eine verwaiste Rollbahn, ein Hangar und vielleicht 5 Düsenjäger aus sovjetischer Waffenschmiede, bewacht von rauchenden Uniformierten. Ich würde gerne näher heran und die Flieger bestaunen, ihr ehrwürdiges Alter loben und Selfies vor den bestimmt flugunfähigen MIG-Kampfjets machen. Ich winke freundlich, aber ich werde unwirsch abgewiesen. So bleibt es bei einem bestenfalls vagen Eindruck der albanischen Wehrfähigkeit. Später muss ich noch ein Tal durchradeln, in dem leider Öl gefunden wurde. Ich muss nicht ausführen unter welchen Umweltvorschriften hier Öl gefördert werden darf.
Berat, Stadt der 1000 Fenster, ist Weltkulturerbe: Eine mittelalterliche Stadt mit einem sehr einheitlichen, sehr eigenen Baustil, in 3 gut erhaltenen Stadtteilen – Stadtteilchen, eher. In einem breiten Kiesbett fließt der Ossum, über der Stadt auf einem imposanten Felsen wacht eine riesenhafte Burg, in der auch eines der historischen 3 Quartiere der Stadt liegen. Die Häuser ziehen steil die Hänge hoch und das hat nichts von der filigranen Anmutung der adriatischen Küstenstädte. Die Häuser mit den vielen Fenstern, weiß getüncht und mit grauen Steinschindeln gedeckt kauern sich an die Hänge. Die Burg ist toll: Was hier schon irre ist, wie wenig Sicherheitsvorkehrungen es gibt. Ab und zu sieht man ein Hand-gepinseltes Schild - da steht dann "mos hipni" - was lustig klingt und glaub ich "nicht klettern" bedeutet, doch kann man natürlich trotzdem bedenkenlos auf all die Mauern kraxeln - die Burg ist Tag und Nacht geöffnet und natürlich nachts weitgehend unbeleuchtet - wenn man da von mitteleuropäischen Standarts ausgeht, überlebt man so einen Spaziergang im Mondenschein nicht. Da wäre beispielsweise die Zisterne, da dachte ich auch erst - irgendeine unspektakuläre Brunnenanlage, gemauert, rund und oben ist ein Betondeckel drüber....stattdessen führt der Weg höher und dann sieht man ein paar Torbögen, durch die man in etwas Dunkles herabsteigen kann. Und sobald das Auge adaptiert hat, schaut man in eine unterirdische Kathedrale. Wobei man hier eben fast unter dem Dach steht und in der Tiefe ist das Wasser - daraus wachsen die Torbögen in die Höhe - und von oben fällt durch ein Loch in der Decke Licht auf das schwarze Wasser weit unter einem - man könnte auf glitschigsten Marmorstufen, die weitgehend abgebrochen sind auch versuchen an der Wand entlang ans Wasser zu kommen, aber da schien mir die Gefahr abzurutschen schon hoch, ... wer weiss - da will man jedenfalls nicht hineinfallen.
Wieder oben wollte ich die Lichtquelle suchen - und das Dach der Zisterne ist an sich von oben/aussen betrachtet auch nichts anderes als eine der vielen offenen Wiesenflächen, die das Areal der Burg überziehen - ... nur dass hier halt ein Loch im Boden ist - pechschwarz - tagsüber vielleicht ganz gut sichtbar, wenn man drauf achtet - Nachts natürlich eine ideale Vorrichtung um liebestrunkene Jugendliche einem frühen und tragischen Tod zuzuführen. Da fällt man weit. Und wenn da Eltern ihre Kinder spielen lassen - beispielswiese so wie wir das mit unseren Kindern immer gehalten haben - dann will ich gar nicht weiter denken.
Toll natürlich trotzdem, sagenhafte Blicke. Aber dafür gibts ja dann die Fotosektion weiter unten. Obwohl weil meine Unterbringung bei Lorenzo Pushi in einem der traditionellen Häuser zwar authentisch ist, halte ich diese Dauerkälte nicht mehr aus – und Lorenzo ist nicht willens einen seiner Radiatoren auszuleihen – erst gegen Geld darf ich 1 h lang neben der Heizung meinen online Kram erledigen – sobald ich das Zimmer verlasse rupft er den Stecker aus der Wand und nimmt das Ding wieder an sich. Das ist mir dann auch zu blöd und ich plane meinen Transfer nach Girokaster, was das unangefochtene Highlight von Albanien wird.
5 Berat nach Girokaster
Von Berat nach Girokaster sind es über 130km, wenn man die verlässlichen Verkehrswege nimmt – der direkte Weg, den mir das Navigationsprogramm Komoot vorschlägt sieht verdächtig nach einer Bergtour aus, auf die ich wenig Lust habe. Der Wetterbericht sagt Starkwind voraus, und zwar von vorne, an einem Tag ist das eh nicht zu schaffen und irgendwelche Ortschaften auf dem Weg sind rar. So entscheide ich, dass ich schwächel und versuche einen der Busse zu nehmen, die hier den öffentlichen Nah und Fernverkehr übernehmen. In der Touristeninfostelle telefoniert ein hilfsbereiter Mitarbeiter mit dem Busfahrer – man kennt sich offenbar in Albanien immer persönlich und der gibt grünes Licht für mich und mein Rad und all meine Taschen. Ein Scheißgefühl hab ich trotzdem, weil das irgendwie schon auch feige ist – lauter Bedenken: wo schlafe ich, wie schlimm wird der Gegenwind, die ewigen furchtbaren Hunde. Tatsächlich sollte ich auch mal diesen Herausforderungen stellen. Und nicht immer nur von einem ins nächste gemachte Bett radeln. Aber ich verschieb das. Irgendwann wird es wärmer und die Tage länger und alles wird leichter und dann werde ich unbelastet vor mich hinradeln, bis mich ein sonniger Zeltplatz zum Verweilen einlädt. Hier ist aber nix sonnig – und einladend war es auf den Müllhalden zwischen den Städten auch nicht. Und ich hab Angst vor diesen unseligen Kötern.
Girokaster liegt in einem großartigen Tal – so weit und die Bergketten, die an beiden Seiten das Tal begrenzen waren noch verschneit. Berat und Girokaster teilen sich die architektonischen Eigenheiten – beide Städte haben eine imposante Burg, von der man ins Tal herabsehen kann, die Drin fließt durch das große Tal, Berat und Girokaster sind beides Weltkulturerbe Städte – landschaftlich macht Girokaster, finde ich, mehr Eindruck, aber vielleicht hatte ich auch einfach bessere Laune, weil das „Friends-Hostel“ nach dem Backpackers in Berat bei Lorenzo Pushi und seinem Frostlabor so viel freundlicher und angenehmer, heizbarer und heller war. In Girokaster kann man bestaunen, wie gut an einerseits diese hstorischen Gebäude in Sand setzen kann und gleichzeitig, was das fr eine Schweinearbeit ist. Die ganze Stadt, jede Straße, alle Dächer, jedes Mäuerchen, jede Ausbesserungsarbeit an einem Haus wird händisch vorgenommen: Ein Haufen handbehauener weißer Kalksteine, in regelmäßige Ziegel gebrochen oder behauen und ein Betonmischer. Mehr gibt’s nicht. Und so werden da in geduldiger Sisyphusarbeit die Stadt in ihrem Zustand erhalten. Tatsächlich ist das wohl auch für die Hausbesitzer schmerzhaft teuer – und nicht nur arbeitsaufwendig. Aber das sind die Auflagen der UNESCO… viele geben ihre Häuser wohl auch auf. Die Straßen sind steil und ebenfalls gepflastert, in Mustern aus hellen und dunklen Steinen, so entstehen quer zur Straße verlaufende Rippen, trotzdem ist es rutschig wie Schneckenschiss sobald die Wege nass sind und die kleinen Gassen sind steil.
Die Besiedelungsgeschichte dieses Tals ist wie vieles in Albanien alt, lange vor unserer Zeitrechnung lebte hier die Illyrer mit ihren vielen verschiedenen Stämmen. Im 6. Jh AD entstanden viele Siedlungen, die als Städte bis heute fortbestehen – im Bereich des heutigen Girokaster hatten Diokletian und Augustus ihre Städte gebaut – viele in der Nähe des Ufers der Drina, die in diesem breiten Tal offenbar öfter Mal den Lauf änderte und die Städte unter Wasser setzte. Die Städte wurden aufgegeben und erst in den letzten 20 Jahren ausgebuddelt und erforscht. Girokaster wird erst im 14. Jh urkundlich erwähnt und viel der Bausubstanz ist seitdem in einigermaßen ursprünglicher Form erhalten geblieben.
Ich hab den Tag mit einer ausgedehnten Besichtigung der Burg verbracht, ein Grundriss in Linsenform, die Mauern sitzen hoch auf den steilen Felsen. In den gut erhaltenen Säulengängen im Bauch der Burganalage ist eine Militärmuseum eingerichtet und das wunderlichste Exponat ist ein Panzer der Firma Fiat in der Größe eines Ponys. Offenbar war der Panzer auch militärisch kein großer Wurf und die meisten sind im Einsatz verglüht oder später eingeschmolzen worden. In Girokaster kann diese Sackgasse im Rüstungswettlauf bewundert werden, Weltkulturerbe eben! Nachmittags bin ich auf die Hügelkette hinter der Stadt gestiegen und die Sonne und die Blicke auf diese phänomenale Bergketten verbracht. Die Bilder geben die Weite und Größe nicht wirklich wieder. Girokaster hats rausgerissen und mit den Bildern dieses Tages im Kopf kann ich an Albanien zurückdenken und mich freuen, dass ich es gesehen habe.
Girokaster nach Sarande
An sich wollte ich morgen früh über Korfu Albanien verlassen und mich Richtung Athen weiter nach Südosten voranradeln. Nun bin ich aber in einem sehr erstaunlichen Hostel untergekommen, wiedermal bin ich der einzige reisende Gast: Ein irischer Exfinanzmanager will Bücher schreiben und ist hier untergetaucht. Ein US amerikanisches Pärchen will ein Agrotourismo Hotel eröffnen, aber das Stück Land, das sie da gekauft haben muss erst mit Hilfe von Freiwilligen instand gesetzt werden, auch die beiden argentinischen Freiwilligen sind hier in dem Hostel untergebracht. Alban, der Hostellier, ist ein Unikum und berichtet ununterbrochen Skurriles aus dem albanischen Alltag: Wusstet ihr, dass Albanien einer der größte Produzenten von Marihuana weltweit ist, dass man die Marihuana Plantagen auf googlemaps sehen konnte und die produzierende Mafia einen TV Hubschrauber aus Italien abgeschossen hat, der das filmen wollte? Das hat auch die Polizei beeindruckt und hat sich mit strafrechtlichen Schritten gegen die THC Industrie zurückgehalten. Zudem interessiert er sich für Bienen und würde für sein Leben gerne einen Flugberg für Gleitschirme etablieren – idealerweise soll man auf dem Grundstück des Agrotourismo der Amis landen und mir kommt morgen die ehrenvolle Aufgabe zu, die Start und Landesituation zu erproben. Alban hat sich wildentschlossen eine Kettensäge ausgeliehen um gegebenenfalls alle Bäume, die da im Weg sein könnten, kurzerhand umzuschneiden. Das alles klingt sehr nach Schnapsidee – aber andererseits auch lustig, und typisch für das entspannte und unverkrampfte der Menschen hier, die alle irgendwas bewegen und aufbauen wollen: Dann kann man da auch noch nen Tag lang mitmachen. Nach hinten raus entwickelt Albanien nun doch noch einen bemerkenswerten Zauber. Heute habe ich Butrint angesehen: Und das ist die Geschichte (Und das ist die letzte Geschichte für diesen Blog): Die Trojaner, von den Griechen aus ihrer tollen Stadt gejagt, lagerten von der Flucht erschöpft an den Gestaden der Insel Korfu und wollten sich zur Verbesserung der Laune einen Stier am Spiess gönnen – doch der Stier entkam, stürzte sich in die Fluten und schwamm dem Festland entgegen. Auf Ruderbooten verfolgte das um den Imbiss gebrachte Häuflein Extrojaner den Stier und gelobten, sollte der blöde Bulle das Festland erreichen, würde er erstens begnadigt und zudem sollte eine Stadt errichtet werden und die neue Heimat der heimatlosen Trojaner werden. Offensichtich hat es der Stier geschafft, denn Butrint, bzw seine Ruinen kann man heute bewundern. Sie liegen auf einer Halbinsel und nach den Illyrern und Griechen haben die Römer hier ihre Duftspuren hinterlassen – Julius Cäsar hat einen riesigen Aquädukt bauen lassen, Augustus hat sich verewigt, es gibt ein Theater, Ruinen von Villen und römischen Bäder mit Mosaiken barbusiger Nymphen, später haben die Venezianer ihre Türmchen gebaut und es gibt eine byzantinische Basilika. Heute gibt es von all dem nur noch Ruinen, die über die Insel verteilt sind. Macht nach Berat und Girokaster Weltkulturerbe Nummer 3! Top Albanien, oder?
Bäume stehe im Shkoder See und Dreck sieht nur defokussiert nicht so schlimm aus. Von der Burg hat an sagenhafte Blicke, Shkoder entwickelt auch eine hübsche Smog Glocke und albanische Touris zeigen den doppelköpfigen Adler als Handzeichen. Zwei Tauben sind lieb und friedich
Wenn man sich ein bisschen emanzipiert von dem ästhetischen Diktat kann man immer wieder etwas finden, was auf eine nicht ganz gewöhnliche Art doch auch schön" ist, oder? Und mutig fasst mein Schatten einem Köter an den Arsch!
Tirana: Hauptstadt mit sozialistischem Stadtkern, omnipräsent der Megaheld, Skenderbeu, der den Türken 25 Jahre in die Suppe gespuckt hat
Rohbauten zieren das Straßenbild entlang des Weges, dann doch lieber einen halben Lastwagen im Garten einrotten lassen. Einen besonderen Sammlerwert müssen Abflußdeckeln haben - die fehlen meistens, aber so kann man zumindest einen Autoreifen einer sinnvollen letzten Aufgabe zuführen. Aber der Verkehr ist eben nicht die einzige Gefahr auf Albaniens Straßen.
Dafür gibts Esel und bunte Socken.
Besonders übel für einen betroffenen Landstrich ist die Entdeckung von Bodenschätzen.
Gestorben wird her gerne auch mal jung, und besonders gerne auf dem Asphalt, aber das ist eine andere Geschichte: Beerdigt wird dafür bunt. Trauerbewältigung auf albanisch: Kerzen, Kippen; Kekse und Kunstblumen. Gibts alles in einem Laden, das Geschäft brummt. Anders als andere Bereiche der Industrie.
Stadtbild und typische Häuser in Mangalem, einem der Bereich, die durch ihren UNESCO Status geschützt sind und in traditioneller Form erhalten werden müssen. Steile Straße auf die Burg, weitläufige Anlagen mit besagter Zisterne. Man bewundere bitte den gut abgesicherten Treppenabgang zum Wasser und die Bistro-Tisch große Aussparung im sonst nicht weiter auffälligen Dach, mit Option auf respektvollen Blick in die Tiefe, bzw Tod durch Unachtsamkeit. Blick von außen auf das Frostlabor von Lorenco Pushi.
Girokaster und kleine Bergtour in die Hügel hinter der Stadt.
Blick zurück in das Tal von Girokaster. Bild 2: die gute Straße auf der ich fahre und der Feldweg, den Komoot für mich ausgesucht hat...
Eine Quelle, blue eye, ist eine der Attraktionen hier, wenn man von nach Sarande fährt. Am Strand ist man alleine wie Mark Watney in "Marsian" - ich hab mal wieder Wasser fotografiert. In Butrint, 20km südlich von Sarande, stehen die Ruinen von über 1000 Jahren Besiedelungsgeschichte. Griechen, Römer, die notorischen Venezianer, jeder hat hier sein Beinchen gehoben und eine Duftstpur hinterlassen - und auch wenn fast alles nur noch als Grundmauer existiert, hat man doch das Gefühl ein bisschen auf Zeitreise zu gehen.
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Volker (Montag, 04 März 2019 12:51)
Hab mal bei Streetview deine Geschichten verifizieren wollen ... prompt ein Riesenmüllhaufen im Straßengraben, direkt neben der makellos hübschen neuen Einfamilienburg im Nirgendwo.
Freue mich schon auf die nächste Episode.