Mit Recht könnte man sich beschweren über den Blog, der plaudernd meine Reise begleitet, wie ein Kind , das vom Zirkus plappert und berichtet was der doofe Kevin auf dem Schulhof angestellt hat.
Zahlen, Fakten, Historisches? Fehlanzeige und sträfliche Vernachlässigung. Zumindest für die Länge eines Blog gelobe ich mir Mühe zu geben:
Ein bisschen Statistik to start with:
Von München bis Dubrovnik bin ich 16 Tage geradelt – die längste Distanz war etwas über 100km die kürzeste ungefähr 500 Meter zum Anleger und dann nochmal 500 zur Unterkunft. Seit Venedig nutze ich das Programm Komoot, eine App, (kostet 20 Euro und man hat die ganze Welt als Karte!) um meine Strecken zu planen und zu tracken – die Tracks will und werde ich auf der homepage verlinken – so kann man auf der Karte die einzelnen Etappen ansehen, dazu auch wieviele Höhenmeter an dem Tag rauf du runter gefahren wurden, wie der Straßenbelag war – leider nicht, wie idiotisch der Wind ins Gesicht geblasen hat…. Vor allem für mich wird das eine Erinnerungsstütze sein – und schon jetzt vermischen sich die Eindrücke und es ist das ordnende Element dieses Blogs, das mir hilft Bilder, Daten und Wegstrecken einzuordnen.
Seit Venedig und der Nutzung von Komoot bin ich 830 – nix da – wir wollten genau sein: 834 km gefahren – mit dem Weg über die Alpen sind es gut über 1000 – wo genau ich den 1000 sten Kilometer gefahren bin ist schwer zu rekonstruieren, - aber laut gmaps sind es 420km bis Bassano – 1250km also geradelt bis hier hin – und die 250km zurück sind irgendwo hinter den Inseln – zwischen Zadar und Sibenik. Das, wenn ich gewusst hätte!
Allein seit Venedig bin ich 9.810 Höhenmeter rauf – entsprechend Googlemaps kommen für die Alpenquerung nochmal 3500 dazu. Und seit Venedig saß ich 52h und 2 Minuten auf dem Rad – Pausen nicht mitgerechnet – reine Fahrzeit – daraus ergibt sich was die Reisegeschwindigkeit anbelangt eine ernüchternde Bilanz.
Stürze: 1 Bahngleis, nass – und trotzdem Glück gehabt
Reparaturen: 1 Blöd bei der Abfahrt vom Brenner an einen Eisbrocken gesteuert – vordere Packtasche vom Träger gerissen und die Klemmen an der Tasche abgerissen – notdürftige Behelfung mit dem besten aller Hilfsmittel: Kabelbinder! Dann Austauschlieferung nah Venedig – seitdem Vorsicht.
Austausche: 1 Bremsschuhe vorne und hinten – da war nicht mehr viel Gummi zum wegbremsen. Brenner!
Sinnlosester Gegenstand, der den Heimweg antreten musste: GPSmap64: Kostenpunkt > 200€ dazu diverse zusätzliche Ausrüstungserweiterungen, wie Fahrradhalterung, Akkus, Akkupack, Ladestation und frag nicht wieviel Sitzungen bei meinem geduldigen Bruder Thomas um die Karten umsonst du umständlich auf die SD Karte zu laden. Was dann eh nur fragmentarisch geklappt hat – das GPS frisst Strom, geht unvermittelt aus – zeichnet auf, oder halt nicht - ….und am Schluss bekomme ich einen Track, den ich auf irgendeine Karte drauflegen kann. Alles also nichts als nervige Action, mit der ich mich nicht auch noch befassen will. Drum, oh sagenhaftes Garmin-Produkt, schick ich Dich heim! Dann darfst du schön zu Hause vor dich hingammeln und ausgeschaltet einstauben. Und dann wirst Du verkauft!
Sinnlosester Gegenstand, den ich gegen jeden gesunden Menschenverstand weiter mit mir mitschleppe: Verrate ich nicht.
Jetzt also Dalmatien: Seit ich bei Triest die letzten Ausläufer der ziemlich majestätischen julischen Alpen hinter mir gelassen habe, ist es keineswegs flach – vielmehr zieht sich das dinarische Gebirge nach Süden – ein tektonisch sehr aktives Gebiet. Die Berge verlaufen parallel zur Küstenlinie und rücken als Velebit Gebirge bis an die Küste heran – die Bergketten sieht man in Richtung Osten schauend auch von den Inseln aus und der Anblick ist immer imposant. Jetzt im Winter sind die Gipfel verschneit. In der Tat sehen auch die Inseln aus wie die Gipfel eines versunkenen Gebirges – offensichtlich ist genau dies der Fall und die Inseln sind alles andere als flache Erhebungen, sondern immer wieder richtig alpin mit Bergen über 1000 Meter Höhe. Nix Föhr, oder Malediven – das ist richtig hoch. Und entsprechend, wann immer man an einem Fähranleger aus dem Bauch des Schiffes herausradelt geht es erstmal hoch.
Wetterbestimmend war in den letzten Wochen für mich die Bora, ein saukalter Fallwind aus Nordosten, der bis zu 250km/h an Fahrt aufnehmen kann und damit zu den stärksten Winden der Welt gehört – ein bisschen hab ich das ja bewundern können und war ziemlich beeindruckt. Die Energie speist sich aus den Hochdruckgebieten, die Winters über dem dinarischen Gebirge im Inland zu liegen kommen und den Tiefdruckgebieten über der milderen adriatischen See. In der Nacht, wenn die Dichte der sich abkühlenden Luft weiter steigt, nimmt die Windgeschwindigkeit auch entsprechend weiter zu. Das hat den Vorteil, dass es Tagsüber abflaut – abflaut auf Windgeschwindigkeiten zwischen 50 und 100km/h (In Böen hab ich das so erlebt und das feht dich mit dem Rad quer über die Fahrbahn, wenn einen so ein Windstoß unerwartet erwischt – und es ist Segen, dass man auf den Inseln auf den Straßen meistens alleine unterwegs ist) Die Höhenluft im Landesinneren und auf den Bergen ist so kalt, dass selbst auf Meereshöhe der Wind noch als extrem winterlich wahrgenommen wird. Und wer hofft auf den Inseln hinter den Bergen und Rücken und Satteln im gemütlichen Lee unbehelligt vor sich hinradeln zu können geht fehl. Die Bora schmiegt sich an die Konturen der Inseln an, wie eine Latexhaut.
Besiedelt ist die Küste schon seit ewigen Zeiten und bei Vela Luka auf Korcula im Süden Dalmatiens - zum Beispiel - wurden irgendwelche 20.000 Jahre alten Artefakte gefunden, BC wurde das Land von diversen Stämmen besiedelt, die Illyrer gehören dazu, zu denen wiederum die Delmaten gehören – namensgebender Volksstamm. Die Römer haben schon vor unserer Zeitrechnung ihre Claims abgesteckt, erst im Jahre 19, da hat der liebe Herr Jesus also noch gelebt, wurde der Landstrich in das römische Reich eingegliedert. Ein paar Jahrhunderte später war das römische Reich zerfallen und die Slaven sind von Norden in das Gebiet eingewandert – im Hinterland haben sie die Bevölkerung vertrieben oder umgebracht oder geheiratet, die Städte aber, Zadar, Sibenik, Split und Dubrovnik, die eine stärkere römische Anbindung hatten, wiedersetzten sich der Invasion. Dann wird’s wirr, und das Hinterland wird in verschiedenen und wechselnden Herrschaftgebieten verwaltet – gleichzeitig vermischt sich auch in den großen Städten die Bevölkerung und die slawischen Händler ziehen verstärkt in die römisch geprägten Ansiedlungen. Was auch die trutzigsten Wehranlagen und Mauern nicht abhalten können ist die Macht von Liebe und Leidenschaft. Und so verliert Rom an Einfluss und auch die Städte werden zunehmend slawisch.
Ab dem 12. Jahrhundert wächst der Einfluss Venedigs – das sich zwar gar nicht unbedingt territorial ausbreiten, aber seine Handelswege abgesichert wissen will. Und so unterstützte Venedig die dalmatischen Städte großzügig, um das wirtschaftliche Erstarken Ungarns in dieser Region zu erschweren. Es sind deshalb auch gerade die Städte an der Küste – also Zadar, Sibenik, Spit und Dubrovnik so geprägt vom venezianischen Baustil – während im Landesinneren die Bauern und Binnenhändler eher zum ungarischen Reich orientiert waren.
Nebenbei kommen die Mongolen und würfeln alles durcheinander – 300 Jahre später die Türken. Venedig dominiert bis 17-Hundert die Geschicke Dalmatiens – Venedig steht zu einem großen Teil auf Baumstämmen die in Dalmatien abgehackt wurden – nicht minder der Holzhunger der Flottenbauwut von Venedig. Die verkarsteten und vegetationslosen Landstriche Dalmatiens sind Konsequenz der rigorosen Abholzung zu dieser Zeit. Lässt sich auch heute noch sehr schön bewundern. Dann fällt Venedig an Österreich und die Karten werden neu gemischt ab 1918. Bautechnisch hat hier jeder seine Duftspur hinterlassen – auch die sozialistischen Regime der letzten Jahrzehnte. Die letzte echte Gefährdung dann im Jugoslawienkrieg als Serben und andere exjugoslawischen Verbände von den angrenzenden Höhenzügen aus die Altstadt von Dubrovnik beschossen haben – Karten zeigen, dass es in der Weltkulturerbe-Altstadt kaum ein Haus gab, das nicht einen Treffer abbekommen hat. Man muss Dubrovnik gesehen haben um ausreichend fassungslos zu sein.
Zadar war die erste der 4 Städte, die ich gesehen habe – Zadar, Sibenik, Split und Dubovnik – die sich alle natürlich auch ähnlich sind, aber dann doch so unterschiedlich, dass man schon alle ansehen kann, ohne das Gefühl zu haben: Noch ein venezianisches Türmchen, noch eine enge Gasse, noch mal weißer Marmor als Straßenbelag, etc., da geh ich jetzt doch lieber ins Hotel und schau fern. – so ist das nicht. Gar nicht!
Zadar ist mit ungefähr 75K Einwohnern nach Split die zweitgrößte – den historischen Bereich kann man an einem Abend ablaufen – was mir an der Stadt gefallen hat war die Bevölkerung – anders als Sibenik und Dubrovnik wohnen hier die Menschen in den Altstadtgassen und sind abends auf den Straßen, sitzen in den Cafes und spazieren auf den Uferpromenaden, genießen den Sonnenuntergang – die Sonne geht nämlich sehr prächtig hinter der Insel Uglijan unter – und da stehen sie die Zadaresen und freuen sich, wie schön die Sonne die ersten Palmen abendlich anstrahlt – erste Palmen auf dem Weg nach Süden – was ja dann immer gleich ein bisschen Nizza und Saint Tropez mäßig daherkommt – nicht dass ich da je war. Die historische Altstadt von Zadar ist auf eine rechteckige Halbinsel gezwängt, eingefasst von einer Stadtmauer und diese wiederum von einem Fußweg, auf dem diese Stadtmauer abgelaufen werden kann, Mauer auf der einen Seite, Meer bzw kleiner Hafen auf der anderen Seite – in diesen Weg sind hunderte Lichter eingelassen, die an der Stadtmauer nach oben strahlen – das soll die Mauern auch Nachts ausreichend zur Geltung bringen – und das tut´s auch. Also: Ankommen, einchecken, duschen und umziehen, raus auf die Straße und verloren gehen, was Süsses aus der Bäckerei auf die Hand – später ein Kaffee in einer Straßenbar mit Blick auf irgendwas Schönes – verwinkelte Häuserzeilen, altes und verfallenes, Meer und dieser phänomenale Marmorstraßenbelag. Das hat schon etwas sehr Grandezza-haftes. Dieser Belag ist glatt gelaufen in den frag nicht wievielen Jahrhunderten. Römische Sandalen, mittelalterliche Lederschlappen, barfüßige Kinder, Eselhufe und Ritterstiefel - und Stilettoprinzessinnen, die heute hier entlang stolzieren und ihre Guccibrillen auf den sorgsam geschminkten Gesichtern balancieren.
Am nächsten Tag nach Sibenik! Sibenik? – ich wusste nichts von der Existenz eines Sibeniks – das hätte eine Industriemetropole mit Ölhafen sein können oder ein ausgestorbenes Feriendorf. Und dann ist es so ein Highlight: Anders als Zadar ist Sibenik – zumindest mal der historische Altstadtkern am Steilhang gebaut und durch die wirklich engen Gassen führen nicht Sträßchen und Weglein sondern Treppen. Diese natürlich eng, steil verwinkelt und krumm – innerhalb weniger Sekunden war ich orientierungslos und in den Schluchten aus grauem Stein, die hier das Stadtbild prägen ist auch ein GPS Signal nicht zu empfangen. Mit dem Rad also eher nicht ganz ideal um im Labyrinth das eine Winkelchen zu finden in der die Unterkunft liegt. Aber auch hier helfen Einheimische und am Ende kann man ja telefonieren. Die Unterkunft war phänomenal. Die Dame, der die Wohnung gehört, ist bemüht, das nicht in einem modernen Wohlfühl-Ambiente gesichtslos werden zu lassen. Die Wände sind weitgehend unverputzt, an manchen Stellen hat sie die alte Farbe auf dem Putz freilegen können – tolle alte Muster. Die Wohnung ist groß, im Badesaal bollert ein urtümlicher Heizer das Wasser mühselig auf lauwarm, die Badewanne steht frei auf Löwenpfoten, auf einem alten Holzschemel stapeln sich weiße Lein- und brettharte Badetücher – liebe ich ja eh. Vom Spülkasten baumelt eine Schnur. Das Bett ist ein solides Möbel, das der Übergröße der kroatischen Bevölkerung Rechnung trägt – nicht weil so groß, sondern weil so hoch. Ebenso der Tisch. Auf den normalgroßen Stühlen sitzend, kann man das Essen direkt vom Tellerrand horizontal in den Mund schieben. Will sagen – es passt nicht alles ganz zusammen – aber für die eine Nacht ist das eh komplett egal – die Decken und Böden sind aus Holzdielen, und vor den großen Fenstern entfaltet sich der grandiose Blick auf Meer, Platz und Kirche. Ein Wahnsinn! Sollte es hier mal regnen, und sollten diese über die Jahrhunderte glattgeschliffenen Marmorpflasterteine mal nass werden, dann wird in dieser Stadt gestorben. Das muss glatt sein, wie ein nasser Baumstamm mit Gummistiefeln. Und wenn auf diesen Stufen der Halt verloren geht – dann brechen die osteoporotischen Knochen der überalterten Bevölkerung und wie Lawinen stürzen die Greise durch die Häuserschluchten ins Meer.
Split: Diokletian hat im 3. Jahrhundert nach Christus gelebt und gehört zu den wenigen schlauen Köpfen, die trotz allumfassender Macht, die Größe hatten abzudanken und sich ein paar gemütliche Jahre zu machen und friedlich zu sterben. Diokletian, selbst aus der Gegend stammend, war zunächst einfacher Soldat – hat sich hochgearbeitet und verdiente sich als erfolgreicher Feldherr seine Sporen und den Respekt. Das war eh die Zeit, wo sogenannte Soldatenkaiser von den Soldaten der eigenen Division gern mal zum Kaiser ausgerufen wurden - … gab dann öfter mal mehr als einen und entsprechend Streit. Diokletian konnte das beenden – und als er sein Reich in Frieden wähnte ließ er sich auf dem Boden des jetzigen Split einen Palast bauen – und was für einen – und der steht noch heute! Unglaublich. Als dann die Slawen kamen – 7. Jh - sind die Händler und Bauern schutzsuchend ins Innere der Palastmauern umgesiedelt. So entstand eine Stadt im Palast und die Siedler nutzten Baugrund und -Material phantasievoll – auch das kann man sich ansehen, denn die Häuser stehen noch – Die venezianische Herrschaft hat seine Spuren hinterlassen in Form von Kirchen und einen erweiterten Stadtgrundriss.
Split ist nicht Fassade – da wohnen die Menschen auch im Bereich der Altstadt – Split ist die zweitgrößte Stadt Kroatiens und vor den Mauern des Palastes, der so sagenhaft gut erhalten ist, liegt nun ein Cannes- mässiger Boulevard mit Palmen und Kaimauern und Restaurant an Restaurant und Cafe an Cafe und die Schönen und Jungen und Reichen halten ihre fabelhaft hergerichteten Gesichter in die Sonne oder Kamera. Im Sommer möcht ich hier nicht sein – wenn die Besucher in Bussen und Frachtern in die Stadt gespuckt werden, aber jetzt, in ersten früh-frühlingshaften Temperaturen ist das großartig. Soviel zu sehen, zu lesen, zu fotographieren. Mit Gigi hab ich hier 3 Tage verbracht – Nach Venedig die zweiten Pausentage.
Von Split habe ich die Fähe nach Korcula genommen, meine letzte Insel, ich werd wehmütig – diese Inselfahrerei ist absolut grossartig gewesen, und Korcula - rückblickend die schönste. Abends aus Split ausgelaufen, im Dunklen im Hafen von Vela Luka eingelaufen, am nächsten Tag die Insel der Länge nach durchradelt: so schön! Die Hauptstadt im Süden heißt ebenfalls Corcula – und die Broschüren rühmen sich Geburtsort des großen Marc O Polo zu sein. Stimmt aber nicht – richtig ist, dass Herr Polo in Korcula mal im Knast saß. Korcula rühmt sich ebenfalls „klein Dubrovnik“ zu sein - … stimmt auch nicht. Aber es ist schön und man kann durch die paar Gassen laufen und dann fährt einen die Fähre nach Orebic. Von dort sind es knapp 80km nach Dubrovnik – erst eine Brücke und über einen letzten Hügel und dann liegt sehr plötzlich die Altstadt vor und unter einem - hinter Burgmauern und Palmen: Aber Ich will an sich gar nichts schreiben über Dubrovnik. Es gibt 10 Millionen Bilder von Dubrovnik, und ich hab auch nochmal ein paar 1000 gemacht. Es ist schön und beeindruckend, natürlich – die steilen Treppen, die mächtige Mauer, der großartige Zugang über die Brücke oder den Hafen – all das wurde so oft schon beschrieben. Mit gings nicht anders als all denen, die das Glück haben Dubrovnik ohne die Touristenmassen des Sommers ansehen zu können… und vielleicht ist es ja wirklich von allen 4 Städten die großartigste und bedeutsamste, touristisch bestimmt. Ich hänge die Bilder unten an. Dubrovnik ist dabei sogar einigermaßen jung und reicht historisch ins 8 Jh zurück. Für die Griechen war Dubrovnik möglicherweise schon früher ein Anlaufpunkt, in der Mitte gelegen zwischen den schon früher prosperierenden Häfen in Budva (heute MNG) und Corcula (HR). Anderen Quellen sehen die Gründung im 7. Jh von griechischen Flüchtlingen, die auf dem felsigen Landvorsprung eine neue Siedlung errichteten nachdem die Slaven auf ihren Eroberungsfeldzug deren Dörfer zerstört hatten. Als Außenhandelsposten für die aufstrebende Handelsmacht Serbien im 12. Jarhundert wurde Dubrovnik reich und bedeutend und profitierte später wie die anderen Hafenstädte von der Handelsaktivität Venedigs. Dubrovnik teilte in den darauffolgenden Jahrhunderten das Schicksal der anderen Küstenstädte, die zwischen Ungarn, Venedig und ein bisschen Eigenständigkeit vor sich hinoszillierten. Anders als Split und Zadar ist die Innenstadt sehr einheitlich und von einem vorherrschenden Baustil geprägt – rechtwinklige Straßenzüge, steinerne Häuserfassaden, weißer Marmor als Straßenbelag, grüne Fensterläden, all das eingefasst von der imposante Stadtmauer – durch ein Tor geht es zum Hafen: Das alles ist ganz fabelhaft hergerichtet und rausgeputzt, und man staunt und bekommt die Kamera nicht von der Nase. Durch ein anderes Loch in der Mauer kann man westseitig auf die Felsen herausklettern – nach unten fallen die Klippen fast senkrecht zum Meer ab. Noch ein paar Treppenstufen Richtung Meer in den Fels geklopft und ein paar betonierte, spärlich umzäunte Flächen: Schon hat man die Bar mit dem wahrscheinlich sensationellsten Blick an der Adria. Auf einem Wackelstuhl bekomme ich ein warmes Pils für 7 Euro hingestellt. Dubrovnik…
Übernachtet habe ich in einer wirklich billigen Unterkunft – die ich mir mit einem schwer kiffenden Mazedonier geteilt habe – ein baumlanger schöner Mann, der die feste Überzeugung verritt, dass mit Rauschmitteln auf der Basis von THC die Welt besser, gesünder und friedlicher wäre. Als Jünger seiner Religion kifft er bereits vor dem Frühstück und die ausgesaugten Reste der Joints findet man im Bad neben dem Waschbecken, auf dem Klo (quasi zwischen den Füßen), am Küchentisch, der Veranda und im Kühlschrank! Im Kühlschrank findet man außerdem gefrorenes: Milch, Bananen, Brot, Joghurt, Marmelade – alles in sibirischem Permafrost konserviert – was ein Segen ist, die Sachen sind alle Jahre alt und kein Mensch kümmert sich hier um Müll. Das wirkt wie ein Junggesellenhaushalt, der in der Hoffnung vor sich hingammelt, dass irgendwann die Mama zum Aufräumen kommt. Die kommt aber nicht.
In der Nacht von Freitag auf Samstag verlässt mein mazedonischer Kumpan die Wohnung, da er einen Job im Service in Kanada antreten wird – 5 Sterne – Riesenhotel, super Job – aber er braucht ein Visum und muss jetzt erstmal nach Hause. Seinen Weg über den Planeten kann man an einer Marihuana-Bröselspur verfolgen. Das Appartmani ist nach seiner Abreise auch kein Hort der Reinlichkeit und ich hab mich jetzt auch nicht berufen gefühlt, der Toilette und dem Bad eine Grundreinigung zukommen zu lassen.
Später werde ich folgenden goldenen Worte über mich im Bewertungsportal bei AirBNB lesen: „Stefan isn t good way of guest,very inconvenient,bad communication and dirty after him...“, da musst ich schon lachen.
Als die schönsten Blicke auf Dubrovnik werde ich tatsächlich die zurück in Erinnerung behalten. Von Süden aus der Höhe auf das Hafenbecken – so ist Dubrovnik in jedem Reisekatalog abgebildet – und was für eine schöne Stadt ist das, der Himmel blau, das Wasser silbrig im Morgenlicht, diese an sich so kleine Stadt hereingekauert zwischen den aufragenden Felsen nach Westen und dem steilen Küstenabschnitt – der perfekt geschützte Hafen. Gleichzeitig bin ich froh und ein kleines bisschen wehmütig: In Kroatien war ich auf der Reise bislang die längste Zeit, hier hab ich so ein bisschen hineingefunden in das Radreisen. Aber es geht weiter, in den Süden, raus aus der EU, kyrillisches Alphabet, jetzt wird wieder vieles anders und ganz neu und ich bin voller Vorfreude.
Zadar - ein Nachmittag und Abend unterwegs eine Nacht und am nächsten Morgen weiter nach Sibenik
Sibenik - Treppenstufeninferno - ein Nachmittag, ein Abend, eine Nacht und schon wieder weiter nach Split
3 Tage Split - und aus dem Fenster hat schon Diokletian aufs Meer geschaut
Von Split über Corcula und Ston (not shown) nach Dubrovnik, Es gibt in den alten Gemäuern sogar ein Basketball-Feld - schlechtes Bier vor dekorativem Hintergrund, und dann fade out Richtung Montenegro!
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